Arbeitswelt Gesunde Büroarbeit: So funktioniert’s!
Schreibtischarbeit und Gesundheit sind zwei Begriffe, die sich grundsätzlich nicht vertragen, denn: Langes Sitzen macht erwiesenermaßen krank. Bei uns erfährst du, wie du und deine Mitarbeiter trotzdem etwas für eure Gesundheit im Büroalltag tun könnt.
- 07.02.2020
- Katharina Bonn
Die Arbeit am Schreibtisch ist aus dem Arbeitsalltag schlicht nicht mehr wegzudenken. Das Institut der deutschen Wirtschaft, kurz IW, belegte in einer Studie, dass 23 von 90 Wirtschaftszweigen zum größten Teil aus Büroarbeit bestehen. Das betrifft etwa 25 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer – und ein Rückgang des Trends ist nicht abzusehen. Grund genug, sich anzusehen, weshalb es sich lohnt, sich mit dem Thema Gesundheit am Arbeitsplatz etwas genauer auseinanderzusetzen.
Darum ist das Thema Gesundheit am Arbeitsplatz so wichtig
Die Schreibtischarbeit nimmt also zu – und was bedeutet das für deine Mitarbeiter? Sagen wir es mal so: Das lange Sitzen ist der Gesundheit deiner Mitarbeiter nicht gerade zuträglich. Das Wissen darum ist allerdings keine Neuheit; Wissenschaftler fanden bereits in den 1950er Jahren heraus, dass in London arbeitende Busfahrer, die berufsbedingt natürlich viel sitzen, einem doppelt so hohen Herzinfarktrisiko ausgesetzt waren wie Schaffner, für die Bewegung zum Berufsalltag gehört. Die Universitäten Leicester und Loughborough untermauerten diese Erkenntnis im Jahr 2011. Damals wurde anhand einer Metastudie an 800.000 Fällen herausgefunden, dass Arbeitnehmer, die viel sitzen, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Herz-Kreislauf-Erkrankungen erleiden als diejenigen, bei denen Bewegung zum Berufsalltag gehört.
Das Problem: Viele Menschen bewegen sich auch nach Feierabend nicht ausreichend, da sie mit dem Bus oder dem Auto zur Arbeit fahren. Selbst ein regelmäßiger Besuch im Fitnessstudio schützt nicht vor den gesundheitlichen Folgen von zu langem Sitzen. Wie schafft man es also, mehr Bewegung in den Arbeitsalltag zu integrieren und welche Aspekte sollten für einen gesunden Büroalltag noch beachtet werden?
Unsere zehn Tipps für dich und deine Mitarbeiter
- Bewegen, bewegen, bewegen!
Unser Körper ist anatomisch einfach nicht für langes Sitzen ausgerichtet. Unsere Vorfahren hatten nicht viel Zeit zu sitzen, denn sie mussten auf die Jagd gehen, Früchte sammeln und ihr Land bestellen. Um dem gesundheitsschädlichen Dauersitzen entgegenzuwirken, sollte man laut Dale S. Bond und seinem Forscherteam von der Brown University nicht länger als eine halbe Stunde am Stück sitzen. Nach Ablauf der dreißig Minuten heißt es deshalb: Drei Minuten lang bewegen! Ermutige deine Mitarbeiter dazu, die Treppen statt den Fahrstuhl zu nehmen und zu den Kollegen ins Büro zu gehen und nicht bei jeder Angelegenheit zum Telefonhörer zu greifen.
Was du als Arbeitgeber noch tun kannst? Es gibt einige Maßnahmen, um den Arbeitsplatz bewegungsfreundlicher zu gestalten. Einige Unternehmen sind bereits im Besitz von sogenannten „Walkstations“. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus einem Schreibtisch und einem Laufband, das auf jeden Fall für ausreichend Bewegung sorgt. Wenn das nicht möglich oder zu aufwendig ist, hilft es auch schon, Fußwippen unter den Schreibtischen zu platzieren. Auf diesen kleinen „Steppern“ können deine Mitarbeiter ihre Beine bewegen, ohne dass es die anderen Kollegen stört. Auch für die Venenfunktion ist eine Fußwippe gut. - Gesundheitsförderndes Mobiliar anschaffen
Eine Fußwippe bringt allerdings gar nichts, wenn deine Mitarbeiter keinen guten Schreibtisch besitzen. Normalerweise hat ein fester Schreibtisch eine Höhe von 72 Zentimetern. Besser ist es jedoch, Schreibtische anzuschaffen, deren Höhe verstellbar ist – im Bestfall sogar so weit, dass deine Mitarbeiter im Stehen arbeiten können. Selbst wenn der Tisch nicht auf Stehhöhe einstellbar ist, ist es wichtig, dass er in jedem Fall an die Stuhlhöhe angepasst werden kann. Wichtig: Die Fläche des Tisches muss gerade bleiben. Dabei sollten die Unterarme und Handgelenke auf der Tischfläche liegen. Außerdem solltest du darauf achten, dass die Schreibtische nicht aus Glas sind oder eine reflektierende Oberfläche haben, denn dann wird das einfallende Licht zu sehr gespiegelt. Und wie sieht es mit dem Schreibtischstuhl aus? Auch dieser sollte individuell eingestellt werden können. Bei der Rückenlehne ist es wichtig, dass sie eine ergonomische Form hat. Generell darf der Stuhl nicht zu klein sein und auch die Beine müssen genügend Platz haben. Bei der Anpassung sollte man folgende Dinge beachten:
– der Winkel zwischen dem Oberkörper und den Oberschenkeln sollte im besten Fall circa 120 Grad haben
– die Knie müssen um 90 Grad angewinkelt werden können
– die Füße müssen flach auf dem Boden abgestellt werden
– die Lehne des Stuhls sollte auf einer Höhe mit der Schreibtischfläche sein
– zwischen der Tischkante und den Oberschenkeln sollte genügend Platz sein - Viel trinken
Gehörst du auch zu den Kandidaten, die gerne einmal vergessen, etwas zu trinken? Sowohl du als auch deine Mitarbeiter solltet daran denken, dass es wichtig ist, den Flüssigkeitshaushalt des Körper beständig aufzufüllen. Dabei solltest du mindestens 1,5 Liter am Tag trinken, und zwar am besten Wasser. Süße Säfte, Cola, Fanta und Co hingegen nur in Maßen, da sie wahre Kalorienbomben und deiner Gesundheit nicht zuträglich sind. In Deutschland kann man Leitungswasser in den meisten Fällen unbedenklich trinken – ansonsten solltest du als Arbeitgeber in Erwägung ziehen, deinen Mitarbeitern die Getränke zu spendieren. Das ist nicht nur wichtig für die Gesundheit, sondern letztendlich auch für die Produktivität. Übrigens: Die allgemeine bekannte Aussage, dass Kaffee dem Körper Wasser entzieht, stimmt nicht. Du darfst den leckeren Muntermacher also gerne ganz ohne schlechtes Gewissen weiter genießen. Und wie viel Kaffee ist nun zu viel Kaffee? Die Antwort: Etwa 400 Milligramm Koffein am Tag dürfen von gesunden, erwachsenen Menschen konsumiert werden. Das sind circa drei bis vier Tassen Filterkaffee. Dazu muss aber auch gesagt werden, dass der Koffeingehalt je nach Kaffeesorte, Röstung und der Art der Zubereitung variieren kann. - Gesunde Ernährung ist das A und O
Wer gesund bleiben möchte, muss sich auch gesund ernähren. Eine schlechte Ernährung begünstigt auf Dauer Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, Diabetes, Allergien und andere Krankheiten. Das Problem: Wie vereint man den stressigen Berufsalltag mit einer gesunden Ernährung? Wenn es wieder einmal schnell gehen muss, greifen wir in unserer Mittagspause ja doch gerne wieder zu Pizza, Pommes und Co. Das ist jedoch nicht nur ungesund, sondern führt auch zu dem altbekannten Mittagstief, das dich daran hindert, produktiv weiterzuarbeiten. Auch wenn du nicht bestimmen kannst, was deine Mitarbeiter essen, kannst du mit der Bereitstellung von gesunden Snacks zu einer ausgewogenen Ernährung im Berufsalltag beitragen. Stelle Nüsse und Obst zur Verfügung, damit öfter mal zu den Power- und Vitaminlieferanten und nicht immer nur zur Schokolade gegriffen wird – auch wenn ein Stück Schokolade ab und zu natürlich auch erlaubt sein sollte. - Pause ist Pause
Wie hältst du es mit der Mittagspause? Einige Arbeitgeber nutzen die Zeit, um mit ihre Mitarbeitern über anstehende Projekte, Meetings und anderes zu reden. Keine gute Idee, denn es gibt einen Grund, warum die Pausenzeit gesetzlich vorgeschrieben ist. Sowohl du als auch deine Mitarbeiter solltet diese Zeit nutzen können, um auf andere Gedanken zu kommen und von der Arbeit abzuschalten. Besonders gut ist es für die Gesundheit, wenn die Pausenzeit für einen kurzen Spaziergang, eine Yogastunde oder Fitnesseinheit genutzt wird. Vielleicht habt ihr in euren Büroräumen ja noch Platz, um ein paar Geräte unterzubringen. - Ein kurzes Nickerchen machen
Hast du auch gerade gedacht, dass das zwar verlockend, aber doch nach einer sehr kuriosen Idee klingt? Im asiatischen Raum gehört der sogenannte Powernap schon länger zum Arbeitsalltag dazu und hat sich bewährt. Denn eine kurze Ruhepause hat eine positive Auswirkung auf Herz und Kreislauf, reduziert Stress und hinterher hat man mehr Energie zum Weiterarbeiten. Gute Gründe, deinen Mitarbeitern eine kurze Ruhepause nach dem Mittagsessen zu erlauben. Allerdings ist es wichtig, nicht länger als 10 bis 20 Minuten zu schlafen, damit man gestärkt und nicht noch müder als zuvor wieder an die Arbeit gehen kann. - Genügend Licht ins Büro lassen
Den ganzen Tag in einem abgedunkelten Büro zu sitzen macht nicht nur müde, sondern ist auch ungesund. Darum heißt es: Gardinen auf, Jalousien hoch und hallo Sonnenlicht! Das Tageslicht sorgt garantiert gleich für bessere Laune. Außerdem solltest du ab und zu stoßlüften, denn frische Luft bringt neue Inspiration und sorgt dafür, dass die Keime in der Luft nach draußen gelangen. Darauf solltet ihr vor allem in der Erkältungssaison achten. - Ruhe einfordern
Zu einem gesunden Arbeitsalltag gehört nicht nur die physische, sondern auch die psychische Gesundheit. Gerade in Gemeinschaftsbüros kann es manchmal ganz schön laut werden. Mit den Kollegen zu plaudern ist zwischendurch schön, aber wenn man sich konzentrieren muss, kann ein Großraumbüro auch ganz schön anstrengend sein. Ermutige deine Mitarbeiter dazu, offen zu kommunizieren, wenn sie sich etwas mehr Ruhe wünschen. Vielleicht wäre es auch sinnvoll, ein Büro zu haben, in dem ausschließlich Stillarbeit gemacht wird. Auch ein Homeofficetag kann sinnvoll sein, wenn man ungestört arbeiten muss – sowohl für dich als auch für deine Mitarbeiter. - Kommunikation als Mittel gegen Stress
Wo es Zeitdruck und Fristen gibt, entsteht schnell Stress, der auf Dauer krank machen kann. Biete deinen Mitarbeitern an, dass sie jederzeit mit dir reden können, wenn sie sich überfordert fühlen und das Arbeitspensum zu viel wird. - Lachen ist gesund!
Neben all den Pflichten und Aufgaben sollte auch der Spaß bei der Arbeit nie zu kurz kommen. Lachen ist erwiesenermaßen gesund und Mitarbeiter, die Freude an ihren Tätigkeiten empfinden und mit den Kollegen lachen können, arbeiten produktiver. Wie du den Arbeitsalltag für deine Mitarbeiter schöner gestalten kannst und was das noch für positive Effekte haben kann, verraten wir dir in diesem Beitrag.
Wie kannst du die Gesundheit deiner Mitarbeiter noch schützen?
Als Unternehmer bist du dazu verpflichtet, den Arbeitsplatz für deine Mitarbeiter sicher zu gestalten. Dazu gehört die Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung, um die Arbeitssicherheit gewährleisten zu können. Die Einhaltung der arbeitssicherheitstechnischen Auflagen wird bei Begehungen der Berufsgenossenschaften überprüft. Gerne unterstützen wir dich bei Vorbereitung auf eine Begehung und bei der Bestellung eines Betriebsarztes und einer Fachkraft für Arbeitssicherheit. Mit unserer Soforthilfe kannst du uns rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche erreichen.
Wir wünschen dir und deinen Mitarbeitern viel Erfolg!
Wir hoffen, dass unsere Tipps hilfreich waren und von deinen Mitarbeitern gut angenommen werden. Wenn du Fragen zu den Themen Arbeitsmedizin oder Arbeitssicherheit hast, kannst du uns gerne kontaktieren. Wir freuen uns, von dir zu hören!
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