RKI, Impfpflicht und Co. Eine Reise zu den Anfängen des Impfens

Durch die Corona-Pandemie ist das Thema Impfen seit nunmehr fast zwei Jahren in aller Munde – und polarisiert. Während das Virus neuartig ist, gibt es die Diskussion um Vakzine bereits seit mehr als 200 Jahren. Wir haben uns auf die Spuren der deutschen Impfhistorie bis zur Entstehung der ersten Impfstoffe begangen.

  • 10.12.2021
  • Katharina Bonn

Als Arbeitgeber bist du mit der Gesundheit deiner Mitarbeiter, Gefährdungsbeurteilungen, psychischer Belastung am Arbeitsplatz und weiteren wichtigen Aspekten der Arbeitsmedizin beschäftigt und dafür verantwortlich. Auch die Grippeimpfung im Unternehmen wird alljährlich immer wieder thematisiert. Mit Covid-19 wurde (nicht nur) die Arbeitswelt vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Der Schutz der Mitarbeiter sollte durch Homeoffice und Infektionsschutzmaßnahmen gewährleistet werden, während auch Aspekte der Wirtschaftlichkeit bedacht werden mussten und müssen. Ein wichtiges Schutzinstrument gegen Covid ist primär die Impfung. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns daher auf die interessante Frage, wie es überhaupt zu der medizinischen Entdeckung kam, Menschen durch eine Impfung vor Erkrankungen zu schützen.

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Wie kam es zu der Erfindung einer Impfung gegen Viren?

Die Geschichte des Impfens ist eng mit einem ganz bestimmten Tier verknüpft: der Kuh. Was im ersten Moment etwas absurd klingt, hat mit dem Kampf gegen die Pocken zu tun. Pockeninfektionen, die sich durch einen Ausschlag an Beinen, Armen und auch im Gesicht sowie Fieber bemerkbar machten, begannen sich im 7. Jahrhundert bei den Wikingern auszubreiten und forderten in den darauffolgenden Jahrhunderten Millionen von Menschenleben. Im 18. Jahrhundert waren es vor allem Babys, die eine Infektion mit Pocken nicht überlebten.

Der Durchbruch im Kampf gegen die Pocken gelang 1796 Edward Jenner, einem Landarzt aus England – und hier können wir den Bogen zu den oben genannten Kühen schlagen. Denn auch Kühe konnten an Pocken erkranken und Menschen somit anstecken. Das wurde an den Melkerinnen deutlich, bei denen Jenner einen Hautausschlag bemerkte. Allerdings ging diese Art der Pockenerkrankung mit keinen weiteren schlimmen Beschwerden einher. Auffällig war für Jenner, dass jene Melkerinnen nach der überstandenen Erkrankung mit Kuhpocken nicht mehr für die Pockeninfektion anfällig waren, die von Mensch zu Mensch übertragen wurde.

Das brachte Jenner auf eine Idee, die die Medizin revolutionieren sollte. Er infizierte einen Jungen absichtlich mit den Erregern der Kuhpocken, um, wie er beobachtet hatte, eine Immunisierung gegen die vom Menschen übertragene Pockenvariante herbeizuführen. Spritzen gab es damals allerdings noch nicht. Deshalb ritzte Jenner die Pockenerreger in die Haut des Jungen ein – und das mit Erfolg, die Immunisierung war geglückt. Im Jahr 1789 veröffentlichte der Arzt die Ergebnisse seiner Studie. Jenners bahnbrechende Entdeckung markiert nicht nur den Beginn des Impfens, auch das Wort “Vakzin” stammt aus dieser Zeit, denn es hat seinen Ursprung im lateinischen Wort “vacca”, was wiederum “Kuh” bedeutet.

Auch nach mehr als 200 Jahren Impfgeschichte gibt es Menschen, die das Impfen kritisch sehen. © Shutterstock, Peter Leee
Von damals bis heute: Die Geschichte des Impfens ist von vielen Meilensteinen geprägt. © Shutterstock, Peter Leee

Und wie ging es in der Impfgeschichte weiter?

Die Entdeckung Jenners kam nicht bei allen gut an. Bereits damals gab es Impfskeptiker, die etwa dachten, das Applizieren von Kuhpockenerregern könnte sie selbst in Kühe verwandeln. Der Skepsis zum Trotz gab es im Laufe der Jahrhunderte viele verschiedene Krankheiten, für die die Menschen einen wirksamen Schutz brauchten. So wütete im 19. Jahrhundert die Diphtherie besonders unter kleinen Kindern schwer. Emil von Behring, der übrigens der Assistent von Robert Koch war, fand heraus, dass eine Blutserentherapie zur Immunisierung von Diphtherie eingesetzt werden konnte.

Die Immunisierung war 1894 allerdings nur von kurzer Dauer. Trotzdem handelte es sich bei Behrings Entdeckung um einen weiteren Meilenstein, für den er 1901 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wird. Im Jahr 1923 war es dann möglich, prophylaktische Diphtherie-Impfungen zu geben. Seit 1936 ist der Impfstoff in Deutschland offiziell zugelassen.

Wer war Robert Koch?

Wer das RKI, kurz für Robert Koch-Institut, bislang nicht kannte, kennt es spätestens seit der Corona-Pandemie. Kein Wunder, schließlich handelt es sich um die Haupteinrichtung unserer Regierung, wenn es um Biomedizin und deren Erforschung geht. Die zentralen Aufgaben des Robert Koch-Instituts sind dabei, Krankheiten zu identifizieren und zu bekämpfen. Der Fokus liegt auf Infektionskrankheiten. Doch was hat Robert Koch mit all dem zu tun?

Robert Koch hieß eigentlich Heinrich Hermann Robert Koch und wurde am 11. Dezember 1843 in Clausthal geboren. Sein Vater Herman Koch war ein geachteter Naturforscher und auch seine Mutter Mathilde konnte mit Wissen der Flora und Fauna aufwarten. Robert Koch trat gewissermaßen in die Fußstapfen seiner Eltern. Er wechselte nach einem Semester Philologie zu Medizin und wurde Arzt, Hygieniker und Mikrobiologe – und das mit Erfolg Außerdem war er einer der der erfolgreichsten Arzneimittelforscher des 20. Jahrhunderts.

Robert Kochs medizinische Verdienste begründen sich auf verschiedensten Entdeckungen. © Shutterstock, Morphart Creation
Wir haben Robert Kochs Forschungen viel zu verdanken. © Shutterstock, Morphart Creation

Welche Leistungen in der Forschung machten Koch bekannt?

Die Tatsache, dass Robert Kochs Name noch heute in aller Munde ist, hat er seinen Forschungen zu Infektionskrankheiten zu verdanken.

1876: Milzbrand – eine phänomenale Entdeckung

Koch erforschte Milzbrand, eine Krankheit, die durch Stäbchenbakterien ausgelöst wird und bei Menschen in den meisten Fälle Schleimhäute und die Haut befällt. Tiere können sich ebenfalls mit Milzbrand infizieren. Zur Zeit Robert Kochs starben immer wieder Menschen und Tiere an der Krankheit. Koch gelang es jedoch, die Stäbchenbakterien zu entnehmen und durch eine gezielte Übertragung auf ein gesundes Tier als Erreger des Milzbrandes festzumachen. 1876 konnte er beweisen, dass die Krankheit von diesem winzigen Erreger ausgelöst wird.

Auf diese Art und Weise wurde erstmals bekannt, dass infektiöse Krankheiten von einem Mikroorganismus ausgelöst werden können. Dies war nicht nur eine unglaubliche Erkenntnis für die Wissenschaft, sondern verhalf auch Robert Koch zu einem großen Karrieresprung. Im Jahr 1880 begann er, am Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin zu arbeiten. Er sorgte auch hier für großen Fortschritt, indem er die Methodik zur Erforschung von Infektionskrankheiten weiter ausbaute.

1882: Die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers

Im Jahr 1882 gelang Robert Koch etwas, das ihn weltberühmt machte: Er entdeckte den Erreger der bakteriellen Infektionskrankheit Tuberkulose. Die Erkrankung, die auch als “Weiße Pest” bezeichnet wurde, gehörte im 19. Jahrhundert zu einer der häufigsten Todesursachen. Bis zu Kochs Forschungsdurchbruch wusste niemand, wie die Krankheit entstand und auf welchem Wege Menschen sich damit infizierten.

Robert Koch ging diese Frage mit Methoden an, die zu seiner Zeit absolut gewagt und neuartig waren. Dazu gehörte, Bakterien auf festen Nährböden zu züchten, besondere Färbetechniken einzusetzen und Fotografien von den verschiedenen Stadien anzufertigen. So konnte er nachweisen, dass Tuberkulose-Bazillen der Auslöser für diese extrem gefährliche Krankheit waren. Für diese Leistung wurde er im Jahr 1905 mit dem Nobelpreis in Medizin ausgezeichnet.

1884: Koch und die Cholera

Ein weiterer Meilenstein in Robert Kochs Karriere war sein Beitrag zur Erforschung von Cholera. Im Jahr 1883 unternahm er eine Reise nach Kalkutta, Indien, wo er Vibrio cholerae, das Cholera-Bakterium, erfassen konnte. Koch war nicht der erste, der über den Erreger berichtete, sondern Filipo Pacini. Pacinis Ausführungen sorgten 1854 in Deutschland allerdings nicht für besonders viel Aufmerksamkeit. Robert Koch gelang es jedoch 1892 mit seinem Wissen über die Verbreitungswege der Cholera und den entwickelten Hygienemaßnahmen, eine schwere Cholera-Epidemie in Hamburg einzudämmen.

1891: Gründung des Robert-Koch-Instituts in Berlin

Robert Koch wurde 1885 als erster Ordentlicher Professor für Hygiene an das von der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität gegründete Hygienische Institut berufen. Dort baute er die neue wissenschaftliche Disziplin der Bakteriologie weiter aus. 1891 wurde Koch Direktor des Königlich Preußischen Institut für Infektionskrankheiten, dem ersten biomedizinischen Forschungsinstitut weltweit. Das Institut befand sich in prominenter Nachbarschaft, direkt neben der Charité. 1900 zog das Institut dann an seinen heutigen Standort am Nordufer in Berlin-Wedding und bekam 1912 den Namen Robert-Koch-Institut. Robert Koch selbst verstarb 1910 an einem Herzversagen. Er leitete das Institut bis 1904.

Die Covid-Schutzimpfung ist nur eine von vielen möglichen Impfungen. © Shutterstock, FotoDuets
Neben der Schutzimpfung gegen Corona gibt es zahlreiche weitere Krankheiten, gegen die man sich heute impfen lassen kann. © Shutterstock, FotoDuets

Gegen welche Krankheiten gibt es heute eine Impfung?

Seit den Entdeckungen von Jenner, Behring und Koch ist in der Forschung unglaublich viel passiert. Diese drei bemerkenswerten Mediziner haben jedoch für die Medizin den Weg geebnet und den Grundstein für die Mikrobiologieforschung gelegt. Mittlerweile gibt es zahlreiche Krankheiten, vor denen eine Impfung wirksam schützen kann oder zumindest den Verlauf positiv beeinflusst. Dazu gehören beispielsweise:

  • Gelbfieber
  • Hepatitis A und B
  • Keuchhusten
  • Röteln
  • Kinderlähmung
  • Tetanus
  • Typhus
  • Pneumokokken
  • Gürtelrose und viele weitere

Impfpflicht damals und heute

Der Föderalismus in Deutschland wirkte sich auch früher schon auf Fragen des Infektionsschutzes aus. So wurde die Pflicht für eine Impfung bereits früh von Bundesland zu Bundesland individuell geregelt. Das erste Bundesland, in dem am 26. August 1807 eine Impfpflicht eingeführt wurde, war Bayern. Nachdem 1871 im damaligen Deutschen Reich die Pocken schwer wüteten, ordnete Otto von Bismarck drei Jahre später eine Pflicht zum Impfen an. Geimpft wurde in sogenannten Impfanstalten, aber auch auf Bauernhöfen. Im Umkehrschluss bedeutet die Impflicht, dass den Verweigerern empfindliche Strafen drohten. Dies konnten Geldstrafen sein, aber es gab auch Haftstrafen und sogar Zwangsimpfungen.

Im Kampf gegen das neuartige Coronavirus besteht keine Pflicht, sich impfen zu lassen. Anders ist das beispielsweise bei einer Masernerkrankung, zumindest bei uns in Deutschland. Seit dem 01. März 2020 ist das Masernschutzgesetz rechtsgültig und besagt, dass Kindergarten- und Schulkinder einen Nachweis darüber erbringen müssen, dass sie entweder bereits erkrankt waren oder eine entsprechende Masernimpfung haben. Dies gilt auch für Erwachsene, die in einem medizinischen Beruf arbeiten.

Die STIKO ist im Infektionsschutzgesetz von 2001 verankert. © Shutterstock, fizkes
Die STIKO spricht unter anderem auch Empfehlungen für die Impfungen von Säuglingen und Kindern aus. © Shutterstock, fizkes

Wer entscheidet über eine Impfempfehlung?

Die Antwort auf diese Frage lautet: STIKO. Diese Abkürzung steht für die Ständige Impfkommission, die es seit 1972 gibt. Sie ist neben dem RKI eine wichtige Institution bei der Frage, ob ein Impfstoff in Deutschland empfohlen wird oder nicht. Beim Abwägen für oder gegen eine solche Empfehlung spielen das Wohl und die Gesundheit eines jeden Individuums, aber auch die der Gemeinschaft die entscheidende Rolle. Dazu gehört auch das Verhältnis zwischen dem Risiko und Nutzen einer Impfung.

Die STIKO ist außerdem im Infektionsschutzgesetz von 2001 verankert. Während die Corona-Schutzimpfung klar empfohlen wird, gibt es noch weitere Impfungen, die etwa vor einer Reise in die Tropen empfohlen werden. Auch für Säuglinge und Kinder gibt es Empfehlungen für bestimmte Impfungen, die je nach Alter verabreicht werden sollten.

Für Fragen der Arbeitsgesundheit: die Deutsche Mittelstandsschutz

Ob du und deine Mitarbeiter sich für oder gegen eine Corona-Impfung entschieden habt: Die Deutsche Mittelstandsschutz wünscht euch einen gesunden Herbst. Wenn du Fragen zu Themen der Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit deiner Mitarbeiter hast, kannst du uns jederzeit gerne kontaktieren. Außerdem kannst du ganz einfach unsere Plattform SMART CAMPUS mit digitalen Gefährdungsbeurteilungen testen. Damit kann eine rechtssichere Analyse der aktuellen Gefährdungslage deiner Mitarbeiter im Homeoffice durchgeführt werden. Das erleichtert nicht nur die Gewährleistung der Arbeitssicherheit für dein Unternehmen, du sparst auch viel Zeit und Geld.

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