Unternehmenskommunikation Siezen Sie noch oder duzt du schon?
Vielerorts wird sowohl in der internen als auch in der externen Unternehmenskommunikation bereits geduzt. Während sich einige über diese Entwicklung freuen, sind andere empört. Bei uns erfährst du, was für und gegen das Duzen bzw. Siezen spricht.
- 26.07.2022
- Katharina Bonn
Eine gute Kommunikation ist das A und O – vielleicht hast du diese Redewendung auch schon einmal gehört. Das gilt nicht nur für zwischenmenschliche Beziehungen, sondern auch für die Unternehmenskommunikation. Die ist als Ausdruck der gelebten Unternehmenskultur viel mehr als reine Formsache. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Ansprache. Du kennst es sicherlich selbst: Es ist ein ganz anderes Gefühl, jemanden zu duzen als zu siezen. Es fühlt sich nahbarer und vertrauter an. Aber möchte man das im Arbeitsalltag? Verändert sich die Dynamik dadurch? Wir verraten dir, welche Vorteile das Duzen mit sich bringt – und in welchen Fällen es vielleicht besser ist, beim Sie zu bleiben. Zunächst kommen wir aber zu einer ganz allgemeinen Frage.
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Unternehmenskommunikation: Was ist das?
Unternehmenskommunikation ist ein recht umfassender Begriff. Damit kann zum einen die interne Kommunikation, etwa zwischen dir als Arbeitgeber*in und den Angestellten oder zwischen Mitarbeiter*innen, gemeint sein. Auch Arbeitsanweisungen, Meeting-Protokolle und andere Schriftstücke für den internen Gebrauch fallen darunter.
Zum anderen wird mit der Unternehmenskommunikation aber auch die externe Kommunikation gemeint. Dazu zählen Newsletter und E-Mails an Kund*innen, aber auch die Sprache, die auf der Website verwendet wird, Anzeigen und alle anderen Formen der Kommunikation, die vom Unternehmen an Außenstehende gerichtet sind.
Warum ist Unternehmenskommunikation wichtig?
Sowohl bei der Kommunikation innerhalb des Unternehmens als auch bei der mit Kund*innen ist es elementar, vorher festgelegten Grundsätzen zu folgen. Bei der internen Kommunikation ist dies für reibungslose Abläufe und auch für ein gutes, professionelles Arbeitsklima wichtig.
Bei der externen Kommunikation geht es um die Präsentation deines Unternehmens nach außen und um dessen Reputation. Entsprechend hoch ist die Wichtigkeit. Für die direkte Kommunikation mit Kund*innen braucht es Regeln und auch die Zielgruppenansprache bei Werbemaßnahmen muss stimmig sein.
Sowohl bei der internen als auch bei der externen Kommunikation ist eine Frage ganz entscheidend: Möchtest du, dass bei dir im Unternehmen und/oder in der Kommunikation mit Kund*innen geduzt oder gesiezt wird? Um diese Frage zu beantworten, ist es wichtig, die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen. Zuvor möchten wir uns aber noch der Frage widmen, wie die Tendenz zum Duzen oder Siezen in Zahlen ausgedrückt aussieht.
Duzen oder Siezen: Was liegt im Trend?
Wenn du das Gefühl hast, dass heutzutage generell mehr geduzt als gesiezt wird, können wir sagen: Das stimmt! Gerade in jungen Unternehmen ist die Duz-Kultur vielerorts fester Teil der Unternehmenskommunikation, wie unter anderem Statista und YouGov in einer Umfrage im Jahr 2019 gezeigt haben.
Insgesamt gehören Mitarbeiter*innen ab 55 zu denjenigen, die am meisten siezen. Von ihnen sagten 12 % aus, dass sie bei der Arbeit nicht duzen. Trotzdem sind es auch in ihrer Altersgruppe immerhin 66 %, die sich mit ihren Kolleg*innen duzen. Die meisten Menschen, die am Arbeitsplatz duzen, sind zwischen 35 und 44 Jahre alt. Hier duzt jeder Vierte. Chef*innen werden vor allem von Menschen zwischen 25 und 34 geduzt.
Gründe für den Duz-Trend
Die Tendenz zum Duzen hat verschiedene Gründe: Zum einen leben wir in einer globalisierten Welt mit fortschreitender Digitalisierung, in der die englische Sprache einen hohen Stellenwert hat. Im Englischen werden alle geduzt, unabhängig von der Unternehmenshierarchie oder anderen Konventionen. Bei der jüngeren Generation kommt auch hinzu, dass sie mit Social Media aufwachsen bzw. es vielfach nutzen. Bei Apps wie Instagram oder Tiktok ist sowohl das Duzen als auch das Nutzen der englischen Sprache gängig.
Auch die Art des Unternehmens hat einen Einfluss auf die Ansprache. In einem jungen Unternehmen wird eher geduzt als in einem alteingesessenen, bei dem eine klar definierte Hierarchie herrscht. Auch die Branche hat einen Einfluss darauf, ob das Duzen oder Siezen Usus ist. So wird beispielsweise in der Marketing- und IT-Branche eher geduzt als bei Versicherungen und Banken.
Welche Vor- und Nachteile hat das Duzen?
Nachdem wir uns den aktuellen Trend in der Unternehmenskommunikation angesehen haben, kommen wir nun zu den Vorteilen und Nachteilen.
Interne Unternehmenskommunikation
Ein bereits genannter Vorteil beim Duzen ist, dass deine Unternehmenskommunikation damit am Puls der Zeit ist. Darüber hinaus gilt es die folgenden Aspekte zu bedenken:
- Das Duzen kann dazu beitragen, ein Wir-Gefühl unter deinen Angestellten zu schaffen. In dem Zuge kann das Duzen es auch leichter machen, neue Mitarbeiter*innen ins Team zu integrieren.
- Wenn auch du von deinen Angestellten geduzt wirst, spiegelt das eine flache Hierarchie wider, die zu einem angenehmen Arbeitsklima beitragen kann. Das wirkt sich wiederum positiv auf deinen Unternehmenserfolg aus.
- Durch das Duzen kann auch die Hemmschwelle abgebaut werden, Führungskräfte oder dich als Chef*in auf Probleme anzusprechen / Anliegen mitzuteilen.
Neben den Vorteilen kann das Duzen in der internen Unternehmenskommunikation aber auch Nachteile mit sich bringen:
- Gegebenenfalls könnte der respektvolle Umgang darunter leiden, dass jemand geduzt und nicht gesiezt wird. Das sollte natürlich nicht der Fall sein, egal, wie jemand angesprochen wird. Begünstigt wird ein höfliches Miteinander durch das formelle “Sie” aber durchaus.
- Apropos Hemmschwelle: Nur, weil Kolleg*innen und Mitarbeiter*innen geduzt werden, heißt das nicht, dass persönliche Grenzen überschritten und sensible, private Themen angesprochen werden dürfen. Beim Siezen ist die Chance größer, dass Grenzen nicht verschwimmen.
- Im Arbeitsalltag kann es auch einmal zu Spannungen und Diskussionen kommen. Auch in dem Fall kann ein distanzierteres “Sie” dabei helfen, den Konflikt professionell zu lösen.
Und wie steht es um die externe Kommunikation?
Bei der Kommunikation mit Kund*innen kommt es sehr auf die Branche an, in der du tätig bist. Während es in England zwar keine Sie-Form mehr gibt, jemand aber durchaus mit Mr, Ms oder Mrs angesprochen wird, wird etwa in Dänemark konsequent geduzt. Deine Kund*innen kannst du aber nur duzen, wenn es zu deinem Tätigkeitsfeld und dem Image des Unternehmens passt. Ist dies nicht der Fall und Kund*innen erwarten, von dir gesiezt zu werden, riskierst du, dass das Duzen auf Unverständnis stößt und für Unmut sorgt.
Kannst du als Arbeitgeber*in das Duzen vorschreiben?
Ja, das kannst du. Allerdings nicht alleine, denn das Mitbestimmungsrecht des Betriebsrates nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG kann auch auf diesen Unternehmensbereich angewendet werden. Generell ist es aber so, dass das Duzen in einem Unternehmen eingeführt werden darf, in dem vorher lange gesiezt wurde. Deine Mitarbeiter*innen können dabei nicht von dir verlangen, weiterhin gesiezt zu werden. Trotzdem ist es empfehlenswert, eine solche Änderung nur umzusetzen, wenn es dadurch nicht zu einem Bruch zwischen der Unternehmenskommunikation und den Erwartungen an die Unternehmenskultur kommt.
Fazit: Die Entscheidung will genau abgewägt werden
Wie wir nun wissen, hängt die Entscheidung, ob in der internen und externen Kommunikation geduzt oder gesiezt wird, von verschiedenen Faktoren ab. Letztendlich musst du als Arbeitgeber*in überlegen, ob das Duzen zu deiner Firma passt oder nicht. Ist dies der Fall, kann es ein wirkungsvolles Instrument für eine gute Arbeitsatmosphäre und einen starken Teamgeist sein.
Wir unterstützen dich bei allen Fragen zum Arbeitsalltag
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