Der Internationale Tag der Ersten Hilfe Erste Hilfe im Unternehmen
Es kann von der einen auf die andere Sekunde zu einem Notfall kommen. Doch wie viele von uns können sich noch an ihren Erste-Hilfe-Kurs erinnern? Wir klären dich über den Internationalen Tag der Ersten Hilfe sowie über die notwendigen Maßnahmen für dein Unternehmen auf.
- 12.09.2020
- Manuela Mademann
Mal ehrlich, wüsstest du spontan, was zu tun ist, wenn jemand bewusstlos ist? Wüsstest du aus dem Stegreif, wie die stabile Seitenlage geht oder was du bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung beachten musst? Erste Hilfe kann im Notfall Leben retten, darauf will der jährlich stattfindende Internationale Tag der Ersten Hilfe aufmerksam machen. Am 12. September ist es wieder soweit! In mehr als 150 Ländern auf der ganzen Welt finden Aktionen zum Thema Erste Hilfe statt. Das Wissen um Erste-Hilfe-Maßnahmen ist auch für dich als Arbeitgeber essentiell. Doch noch einmal von vorne.
Der Internationale Tag der Ersten Hilfe
Seit 2000 wird jährlich am zweiten Samstag im September der Internationale Tag der ersten Hilfe begangen. In Deutschland wird er auch als Welttag der Ersten Hilfe bezeichnet und heißt im Englischen World First Aid Day. Ins Leben gerufen wurde er von dem weltweit größten Netzwerk für humanitäre Hilfe, der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, englisch International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies (IFRC). Zusammen möchten sie auf lokalen Veranstaltungen und Aktionen darauf aufmerksam machen, dass Erste Hilfe in Alltags- und Krisensituationen Leben retten kann. Ein weiteres erklärtes Ziel ist, dass jede Person auf der Welt die lebensrettenden Sofortmaßnahmen kennt und anwenden kann.
Was ist Erste Hilfe und warum sollte man Erste Hilfe leisten?
Ob am Arbeitsplatz, im Haushalt oder in der Freizeit, Unfälle oder plötzliche Notlagen können jederzeit passieren. Dann ist eine schnelle medizinische Hilfe notwendig. Unter Erster Hilfe versteht man lebensrettende und gesundheitserhaltende Sofortmaßnahmen, die von jedem erlernt und angewendet werden können, bis professionelle Hilfe eintrifft. Dazu gehören insbesondere das Absetzen eines Notrufs, die Absicherung der Unfallstelle und die Betreuung der Verletzten. In Deutschland trifft der Notarzt durchschnittlich nach acht bis zehn Minuten ein, aber im Notfall können die ersten Minuten entscheidend sein.
Durch einfache Erste-Hilfe-Maßnahmen können schwerwiegende Folgen verhindert werden. Übung macht zwar den Meister, aber es bedarf keiner Erfahrung, um im Notfall zu helfen. Egal wie groß die Unsicherheit ist, der größte Fehler ist gar nicht zu helfen. In Deutschland ist die Erste Hilfe deshalb nicht nur eine moralische Pflicht, sondern eine gesetzliche. Wer im Notfall nicht hilft, macht sich wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar.
Was tun bei Erster Hilfe?
Wenn du dich jetzt fragst, was die Erste Hilfe nochmal alles beinhaltet, gibt dir der Erste-Hilfe-Check über das richtige Verhalten in der Rettungskette Auskunft:
- Ruhe bewahren
- Unfallstelle sichern und Verletzte aus der Gefahrenzone bringen
- Notruf wählen (112 für Feuerwehr und Rettungsdienst, 110 für die Polizei)
- Erste-Hilfe-Sofortmaßnahmen einleiten: körperlich und seelisch
- Stabile Seitenlage anwenden
- Warten, bis professionelle Hilfe eintrifft.
Erste-Hilfe-Kurse
Um Erste Hilfe zu erlernen, besuchst du am besten einen Erste-Hilfe-Kurs. Hier lernst du Schritt für Schritt unter professioneller Anleitung alles, um im Ernstfall richtig helfen zu können. Du kannst Fragen stellen und das Gelernte direkt praktisch einüben. Mittlerweile gibt es auch im Internet sehr gute Informationsangebote, die das Wichtigste in Kürze vermitteln, einen offiziellen Kurs können sie jedoch nicht ersetzen.
Was macht man im Erste-Hilfe-Kurs?
So vielschichtig wie das Leben ist, sind auch die Unfälle, die passieren können. Erste-Hilfe-Kurse bereiten auf alle Eventualitäten vor. Die wichtigsten Inhalte eines Kurses sind:
- Eigenschutz der Helfer und das Absichern von Unfallstellen
- Wundversorgung: Blutungen mit Druckverband stillen
- Umgang mit Gelenkverletzungen und Knochenbrüchen
- Versorgung von Verbrennungen bzw. Hitze-/Kälteschäden
- Umgang mit Verätzungen und Vergiftungen
- Bewusstsein und Atmung kontrollieren
- lebensrettende Sofortmaßnahmen wie die stabile Seitenlage und die Reanimation
Welche Erste-Hilfe-Kurse gibt es?
Grundsätzlich gibt es vier verschiedene Bereiche an Erste-Hilfe-Kursen. Als erstes gibt es den Erste Hilfe Grundkurs. Den kennen wahrscheinlich die meisten, weil er für den Führerschein aller Klassen notwendig ist. Für den Führerschein musst du einen Erste-Hilfe-Kurs nur einmal machen, der Kurs bleibt gültig und muss nicht wiederholt werden. Es wird aber empfohlen, die Erste-Hilfe-Maßnahmen regelmäßig aufzufrischen. In Deutschland kostet der Erste-Hilfe-Grundkurs im Schnitt zwischen 20 und 40 Euro. Für Eltern und Erziehende gibt es Erste-Hilfe-Schulungen für Säuglinge und Kinder sowie in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder.
Ein weiterer Bereich umfasst individuelle Kurse, wie das Notfalltraining für Arztpraxen, speziell für Sportunfälle oder für Tiere. Was viele nicht wissen: Im Unternehmen müssen auch Ersthelfer zur Verfügung stehen. Deshalb gibt es den Betrieblichen-Ersthelfer-Grundkurs, die Betriebliche-Ersthelfer-Fortbildung und die Fortbildung für Betriebssanitäter. Das wollen wir uns an dieser Stelle etwas genauer ansehen.
Erste Hilfe im Unternehmen
Jedes Unternehmen ist gesetzlich dazu verpflichtet, Unfallverhütungsvorschriften zu befolgen und die Erste Hilfe für Arbeitsunfälle zu organisieren. Deshalb muss es in jedem Betrieb genügend und gut ausgebildete Ersthelfer geben sowie Erste-Hilfe-Material. Die Zahl der betrieblichen Ersthelfer ist von verschiedenen Faktoren abhängig und wird im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung festgelegt. Die Gefährdungsbeurteilung ist eine systematische Aufzählung aller vorhandener Risikofaktoren und Schutzmaßnahmen, die du als Arbeitgeber entsprechend treffen musst. Hilfe bekommst du dabei von dem ebenfalls gesetzlich vorgeschriebenen Betriebsarzt und einer Fachkraft für Arbeitssicherheit. Diese unterstützen dich bei allen sicherheitstechnischen und arbeitsmedizinischen Fragen.
Wie viele betriebliche Ersthelfer sind notwendig?
§ 26, Vorschrift 1 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) schreibt für Verwaltungs- und Handelsbetriebe vor, dass bei mehr als 20 anwesenden Versicherten mindestens 5 % Ersthelfer anwesend sein müssen. 10 % Ersthelfer müssen es in Produktions- und Handwerksbetrieben sein. Bei Kindertageseinrichtungen muss sogar pro Kindergruppe ein betrieblicher Ersthelfer zur Verfügung stehen. Bei kleineren Betrieben unter 20 Personen reicht ein ausgebildeter Ersthelfer. An diese Vorschriften müssen sich sämtliche Arbeitnehmer und Arbeitgeber in Deutschland halten.
Betriebliche Ersthelfer Aus- und Fortbildung
Betrieblicher Ersthelfer kann aber nur sein, wer zuvor eine von der Unfallversicherung anerkannte Ausbildung – meist in Form eines neunstündigen Erste-Hilfe-Kurses – absolviert hat. Im Gegensatz zum Erste-Hilfe-Grundkurs für den Führerschein, der unbegrenzt gültig ist, muss ein betrieblicher Ersthelfer seine Kenntnisse alle zwei Jahre durch eine Fortbildung auffrischen. Die Kosten für die Aus- und Fortbildung, die nur von anerkannten Stellen durchgeführt werden dürfen, musst du als Arbeitgeber übernehmen.
Der Ersthelfer wird vom Betriebsarzt in deinem Unternehmen unterstützt. Er hilft dir bereits frühzeitig Gefahren und gesundheitliche Risiken am Arbeitsplatz zu erkennen und erfährt im Zuge von Mitarbeitergesprächen aus erster Hand, welche Belastungen vorliegen. Darüber hinaus nimmt er auch arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen vor und führt Schutzimpfungen im Unternehmen durch.
Was macht ein betrieblicher Ersthelfer?
Leider können in keinem Betrieb Arbeitsunfälle völlig ausgeschlossen werden. Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Unfall, hat die Erstversorgung des Verletzten höchste Priorität. Der betriebliche Ersthelfer ist dafür verantwortlich, die notwendigen Maßnahmen der Ersten Hilfe durchzuführen bis der Rettungsdienst oder Betriebsarzt eintrifft. Außerdem müssen die Erste-Hilfe-Leistungen dokumentiert werden.
Erste-Hilfe-Kasten im Betrieb
Neben der ausreichenden Anzahl an Ersthelfern musst du als Arbeitgeber auch für genügend Erste-Hilfe-Materialien sorgen. Diese werden meist in Verbandskästen, Rucksäcken oder Schränken verstaut. Welche Erste-Hilfe-Ausstattung notwendig ist, hängt von deiner Betriebsart und der Zahl deiner Mitarbeiter ab.
Wird die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen überprüft?
Die Arbeitsschutzmaßnahmen sind für dich als Arbeitgeber verpflichtend und werden dementsprechend auch kontrolliert. Im Rahmen einer Betriebsbegehung durch die Berufsgenossenschaft wird geprüft, ob eine Gefährdungsbeurteilung vorschriftsmäßig durchgeführt wurde und alle Schutzmaßnahmen von dir als Arbeitgeber eingehalten wurden.
Wir beraten dich gerne!
Nicht immer ist es einfach, bei den Themen Arbeitssicherheit, Arbeitsschutz und Gesundheit den Überblick zu bewahren. Vorsorge ist besser als Nachsorge, deshalb stehen wir von der Deutschen Mittelstandsschutz dir bei all deinen Fragen zur Seite. Wir beraten dich im Hinblick auf einen individuellen Schutz für dein Unternehmen und vermitteln dir auch gerne einen Betriebsarzt und eine Fachkraft für Arbeitssicherheit. Brauchst du Soforthilfe? Innerhalb von 48 Stunden machen wir dein Unternehmen rechtssicher und sind für dich da, wenn es schnell gehen muss. Gemäß dem Motto “Vorsicht ist besser als Nachsicht”, wünschen wir dir einen gesunden Internationalen Tag der Ersten Hilfe 2020!
Beitragsbild: © Shutterstock, Andrey_Popov