Psychische Belastung am Arbeitsplatz Was du als Arbeitgeber über seelischen Dauerstress wissen musst

Die Statistiken sind eindeutig. Die Zahl der Fehltage durch psychische Belastungen am Arbeitsplatz ist in den letzten Jahren gestiegen. Was musst du als Arbeitgeber also wissen und was kannst du tun, um psychischen Stress bei deinen Mitarbeitern zu vermeiden?

  • 26.05.2021
  • Manuela Mademann

In der heutigen Arbeitswelt ist fast kein Geschäftsbereich mehr unberührt von digitalen Prozessen. Die Globalisierung führt zu einem intensiven, internationalen Konkurrenz- sowie Kostendruck und der demografische Wandel wirft nicht nur Fragen zur Alterssicherung auf. Die Arbeitswelt von Millionen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern in Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Arbeitgeber und Beschäftigte in Unternehmen aller Größenordnungen stehen vor neuen, sich ständig wandelnden Herausforderungen, auf die sie sich einstellen müssen. Allein die neuen digitalen Anforderungen im Berufsalltag bringen Veränderungen mit sich, die immensen Druck ausüben können.

Die Corona-Pandemie ist zudem Katalysator und beschleunigt diese digitale Transformation. Von heute auf morgen wechselten zahlreiche Arbeitgeber und Arbeitnehmer von ihrem gewohnten Arbeitsplatz ins Homeoffice und sahen sich mit neuen Arbeitsstrukturen konfrontiert. Mehr als die Hälfte (54 %) der Beschäftigten in Deutschland arbeiten mittlerweile mithilfe neuer Informationstechnologien ganz oder teilweise mobil oder im Homeoffice (BKK Gesundheitsreport 2020). Die Reaktionen auf diese neuen und ungewohnten Umstände im Arbeitsalltag sind vielfältig. Jedem gelingt dies unterschiedlich gut.

Arbeitgeber müssen flexibel auf die Anforderungen des digitalen Wandels reagieren. © Shutterstock, mrmohock
Der digitale Wandel ist für Arbeitgeber Chance und Herausforderung zugleich. © Shutterstock, mrmohock

Wie sich unsere moderne Arbeitswelt und die digitalen Technologien langfristig auf unsere Gesundheit auswirken, können wir derzeit noch nicht sagen. Hierzu fehlen im Moment noch die aussagekräftige Studien. Fest steht jedoch, dass die Vernetzung, Komplexität und Dynamik in der Arbeitswelt zunehmen und damit auch die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz. Wie gut Beschäftigte mit den neuen Anforderungen bei der Arbeit zurechtkommen, hängt sehr stark von der Gestaltung der Arbeitsbedingungen ab.

Arbeitgeber tragen daher eine hohe Verantwortung und Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern und sind gesetzlich zu passenden Arbeitsschutzmaßnahmen verpflichtet. Was du als Arbeitgeber über psychische Belastungen am Arbeitsplatz wissen solltest und aktiv zur Vermeidung tun kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

In diesem Beitrag erfährst du:

Welche Bedeutung haben psychische Belastungen in der Arbeitswelt?

Über die Hälfte aller Krankheitsfälle und Krankheitstage gehen auf Muskel-Skelett-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und psychische Belastungen zurück. Schaut man sich die Statistiken der vergangenen Jahre genauer an, stellt man fest, dass die stärkste Zunahme bei den psychischen Belastungen zu beobachten ist. Mit 16,8 Prozent verursachen psychische Belastungen mittlerweile die zweitmeisten Krankheitstage (BKK Gesundheitsreport 2020). In den zehn Jahren zwischen 2009 und 2019 haben sich die Fehlzeiten aufgrund psychischer Belastung mehr als verdoppelt (BKK Gesundheitsreport 2020). Außerdem gibt jeder vierte Befragte des BKK Gesundheitsreports 2020 an, dass die Corona-Pandemie einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit bzw. das Arbeitsleben hat.

Mit einer durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeit von etwas mehr als fünf Kalenderwochen stehen psychische Belastungen außerdem an der Spitze der Fehlzeiten. Die durchschnittliche Fehldauer bei anderen Krankheiten beträgt hingegen etwa zwei Wochen (BKK Gesundheitsreport 2020). Die Folge sind steigende Kosten für Unternehmen und die Volkswirtschaft. Daher sollten sich Arbeitgeber im eigenen Interesse um betrieblichen Gesundheitsschutz kümmern.

Was sind psychische Belastungen am Arbeitsplatz?

Da es eine Menge verschiedener umgangssprachlicher und wissenschaftlicher Auffassungen von psychischer Belastung am Arbeitsplatz gibt, wurden in der dreiteiligen DIN EN ISO 10075 allgemeine Standards und Normen festgelegt. Die Normenreihe gibt Orientierung bei zentralen Aspekten, Konzepten und Begriffen von psychischer Belastung am Arbeitsplatz und beschreibt Grundsätze zu menschengerechter Arbeitsgestaltung.

Sie erläutert außerdem, wie psychische Belastungen im Unternehmen vermieden und Mitarbeiter gestärkt werden können. In diesem Zuge geht sie auch näher auf die Faktoren und Gründe ein, die zu einer psychischen Belastung führen. Als psychische Belastungen werden in der Normenreihe „die Gesamtheit aller Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und auf ihn psychisch einwirken“ definiert. Damit kann also grundsätzlich alles und jede Tätigkeit Einfluss auf unsere psychische Gesundheit nehmen.

Was ist der Unterschied von positivem und negativem Stress?

Eine psychische Belastung muss per se nichts Schlechtes sein, sie kann uns sogar zur Höchstform auflaufen lassen und uns motivieren. Aber die Grenzen zwischen positivem und negativem Stress sind fließend und individuell.

  1. Der positive Eustress
    Nicht jede Reaktion auf Stress geht gleich mit Gesundheitsrisiken einher. Es gibt auch positiven Stress, den sogenannten Eustress. Wenn wir einer psychischen Belastung ausgesetzt sind und das Gefühl haben, die Situation unter Kontrolle zu haben und die Belastung gut meistern zu können, nehmen wir Stress positiv wahr. Das kann die Gesundheit langfristig sogar fördern, denn durch unsere gesteigerter Aufmerksamkeit und Konzentration sind wir leistungsfähiger und das motiviert uns. Damit wir Stress positiv empfinden, ist es aber wichtig, dass die Belastungssituation nur vorübergehend ist und nicht dauerhaft anhält. Sonst geht positiver Stress in den negativen Disstress oder Dauerstress über.
  2. Der negative Distress oder Dauerstress
    Der Grund dafür ist unsere natürliche biologische Stressreaktion, die bei uns Menschen abläuft, wenn äußere Reize auf uns eindringen. Stress ist zunächst einmal eine sinnvolle Schutzreaktion des Körpers, die dazu führt, dass Hormonen wie Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet werden. Der Blutdruck und Puls steigen dann, die Muskeln werden angespannt und energiezehrende Prozesse wie die Verdauung werden heruntergeschraubt. Wir haben innerhalb von Millisekunden ein Maximum an Energie verfügbar und sind in höchstem Maße leistungsfähig. Unser Körper ist vorbereitet auf eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion.

    Kommen wir nach einer Phase der Anspannung aber nicht wieder zur Ruhe und fährt unser Hormonsystem wieder herunter, kann das ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Wir sind biologisch nicht für anhaltende Anspannung ausgerichtet und unser Körper ruft heutzutage noch dieselbe Stressreaktion hervor wie in der Steinzeit. Da uns die moderne Arbeitswelt und unser Privatleben mit Zeitdruck, Terminstress und Dauererreichbarkeit jedoch regelmäßig alles abverlangen, befinden sich viele dauerhaft in diesem Alarmzustand. Dass uns das langfristig krank macht, ist kein Wunder.
Stress kann sich positiv oder negativ auf uns Menschen auswirken. © Shutterstock, ANDRANIK HAKOBYAN
Es kommt darauf an, wie man die Situation bewertet und mit Stress umgeht. © Shutterstock, ANDRANIK HAKOBYAN

Wann ist Stress positiv und wann negativ?

Wie schon erwähnt, ist die Grenze zwischen positivem und negativem Stress fließend. Eine Aufgabe kann im einen Moment noch als positive Herausforderung wahrgenommen werden und im anderen zu Überforderung führen. Das beweist gerade das Homeoffice, das für viele zur Belastungsprobe geworden ist. Doch wie kommt es, dass Stress manchen Menschen scheinbar nichts anhaben kann, während andere sehr schnell aus der Ruhe zu bringen sind? Inwiefern Stress Symptome psychischer Belastungen hervorruft oder uns motiviert, hängt zum einen von der Dauer der Belastungssituation ab und zum anderen von den individuellen Voraussetzungen und Eigenschaften jedes Beschäftigten. Daher ist es für Arbeitgeber so wichtig, die individuellen Voraussetzungen jedes einzelnen Mitarbeiters zu berücksichtigen.

Zu den individuellen Faktoren gehören:

  • Fähigkeiten
  • Fertigkeiten
  • Erfahrungen
  • Kenntnisse
  • Anspruchsniveau, Motivation
  • Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
  • Einstellungen (entscheidend bei der Stressbewältigung ist die subjektive Bewertung der Situation)
  • Bewältigungsstrategien
  • Gesundheit
  • Alter
  • Geschlecht
  • körperliche Konstitution
  • Allgemeinzustand
  • aktuelle Verfassung
Soziale Beziehungen und das Führungsverhalten haben einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden deiner Beschäftigten. © Shutterstock, fizkes
Das Führungsverhalten und die soziale Beziehungen sind entscheidend für die Zufriedenheit deiner Mitarbeiter. © Shutterstock, fizkes

Welche Faktoren verursachen psychische Belastungen am Arbeitsplatz?

Kommen wir zu den häufigsten Gründen für psychische Belastung am Arbeitsplatz. Psychischer Stress entsteht bei Mitarbeitern in erster Linie durch:

  1. Arbeitsaufgabe und Gestaltungsspielräume
    Eine Ursache für Symptome psychischer Belastung ist der Arbeitsinhalt beziehungsweise die Arbeitsaufgabe. Sollen Beschäftigte sehr viele Aufgaben in kurzer Zeit erledigen, kann das zu Anspannung und einem Druckgefühl führen. Überstunden sind dann vorprogrammiert und die psychische Belastung nimmt zu. Gleiches gilt, wenn Beschäftigte dauerhaft zu anspruchsvolle oder unterfordernde Tätigkeiten erledigen sollen. In Anlehnung an den “Burn-out” gibt es nämlich auch den sogenannten “Bore-out”.

    Mitarbeiter haben dann beispielsweise zu wenig zu tun oder langweilen sich bei ihrer Tätigkeit. Auch fehlende Gestaltungsspielräume bei der Durchführung der Aufgaben können zu seelischer Belastung führen. Wenn ein Abteilungsleiter zum Beispiel strenge Vorgaben von seinem Vorgesetzten, dabei aber keine Entscheidungsgewalt bekommt, kann das frustrieren. Liegt es nicht in seiner Macht, wie die Aufgabe ausgeführt wird, kann er das Gefühl bekommen, die Aufgabe nicht bestmöglich erfüllen zu können.
  2. Arbeitsmittel
    Psychische Belastungen, die mit Arbeitsmittel einhergehen, haben als Ursache technische Komponenten. Das können zum Beispiel Computer, Werkzeuge oder Maschinen sein. Eine Software, die ständig abstürzt, ist genauso nervig wie eine Maschine, die ständig ausfällt. Muss man sich jeden Tag mit mangelhaften technischen Mitteln herumschlagen, kann das zu einer hohen Frustration führen.
  3. Arbeitsumgebung und Arbeitsplatz
    Aber nicht nur die Arbeitsmittel und die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine sind Gründe für psychische Belastungen am Arbeitsplatz, sondern auch die Arbeitsumgebung im Allgemeinen. Eine menschengerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes und eine angenehme Arbeitsatmosphäre tragen dazu bei, psychische Belastungen zu vermeiden. Ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz, ein angemessener Lärmpegel oder ein komfortables Raumklima tragen zum Wohlbefinden bei.
  4. Unternehmenskultur und soziale Beziehungen
    Zu einer angenehmen Arbeitsatmosphäre zählt außerdem eine offene Unternehmenskultur. Nicht nur Hitze und Dauerlärm können langfristig zu Symptomen psychischer Belastung führen, sondern auch wenig konstruktives Führungsverhalten oder fehlender Zusammenhalt in der Belegschaft. Die soziale Arbeitsumgebung ist daher genauso wichtig wie die Ausstattung.
  5. Arbeitsorganisation
    Damit kommen wir direkt zum nächsten Faktor für psychischen Stress – der Arbeitsorganisation. Darunter fallen zum Beispiel fehlende Regelungen zur Arbeitszeit oder dem Arbeitsablauf, unzureichende Kommunikation oder eine unbefriedigende Entlohnung. Seelische Belastung kann aber auch entstehen, wenn die Priorisierung der Aufgaben unklar ist. Das Homeoffice hat gerade erst viele Unternehmen auf den Kopf gestellt. Völlig unvorbereitet mussten tausende Arbeitgeber gewohnte Prozesse umstrukturieren und neue Arbeitsweisen und -abläufe finden.

Wie wirkt sich das Homeoffice auf psychische Belastungen in der Familie aus?

Erste Studien zeigen, dass gewisse Stressfaktoren im Homeoffice psychischen Belastungen erhöhen, während andere abnehmen. Der Spagat zwischen Kinderbetreuung und Arbeitspensum ist für viele Familien beispielsweise im Homeoffice eine große Herausforderung. Das Homeoffice bzw. Homeschooling trägt außerdem zur psychischen Belastung von Schülern bei. Das Fraunhofer FIT hat in ihrer Studie während des ersten Lockdowns zudem herausgefunden, dass die fehlende Trennung von Berufs- und Privatleben der Eltern im Homeoffice zu psychischen Belastungen führt.

Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen nicht nur immer mehr, sondern auch die durchschnittliche Arbeitszeit hat sich im Homeoffice verlängert. Auf der anderen Seite hat die Unsicherheit in Bezug auf neue Technologien durch das Homeoffice laut Fraunhofer FIT abgenommen. In unserem Beitrag So wirkt sich das Homeoffice auf den Arbeitsalltag aus kannst du nachlesen, welche Faktoren psychische Belastungen im Homeoffice positiv beeinflussen.

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz äußern sich durch vielfältige Symptome. © Shutterstock, fizkes
So unterschiedlich wie die Gründe psychischer Belastung am Arbeitsplatz sind, sind auch die Symptome. © Shutterstock, fizkes

Welche Symptome psychischer Belastung am Arbeitsplatz gibt es?

Wie die Normenreihe DIN EN ISO 10075 in ihrer Definition über seelische Belastung am Arbeitsplatz festlegt, kann alles zu psychischem Stress führen. So zahlreich wie die Gründe für psychische Belastung am Arbeitsplatz daher sind, sind auch die Symptome. Jeder geht mit psychischem Stress anders um und dieser äußert sich auch bei jedem Menschen unterschiedlich. Es gibt daher eine ganze Reihe an physischen und psychischen Symptomen.

Da die Symptome psychischer Belastung nicht nur einzeln auftreten können, sondern auch in Kombination, entsteht häufig ein regelrechter Teufelskreis. Körperliche und seelische Symptome verstärken sich dann gegenseitig und es wird für Betroffene immer schwerer, selbstständig aus der Situation herauszukommen. Bei Krankheiten wie Depression oder Burn-out ist deshalb die Gesundheitsprävention so entscheidend. Doch sehen wir uns zuerst die physischen Symptome von psychischer Belastung an.

Was sind körperliche Symptome von psychischer Belastung am Arbeitsplatz?

Zu den häufigsten körperlichen Symptomen psychischer Belastung gehören:

  • Geschwächtes Immunsystem und erhöhte Infektanfälligkeit
  • Verstärkung von Hauterkrankungen (z.B. Neurodermitis, Akne oder Herpes)
  • Allergieschub durch Stress (z.B. Asthma, Heuschnupfen oder Ausschlag)
  • Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
  • Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
  • Begünstigung von Diabetes
  • Magen- und Darmprobleme
  • verspannte Muskulatur
  • verstärkte Migräne und stressbedingte Spannungskopfschmerzen
  • Schlafstörungen und Erschöpfungszustände
  • Ohrenkrankheiten (z.B. Hörsturz oder Tinnitus)
  • Veränderungen des Gehirns und Konzentrationsprobleme
Negativer Stress am Arbeitsplatz kann verschiedene psychische Symptome hervorrufen. © Shutterstock, fizkes
Psychische Belastungen können zu Energielosigkeit, Konzentrationsproblemen und Niedergeschlagenheit führen. © Shutterstock, fizkes

Welche psychischen Symptome von Dauerstress am Arbeitsplatz gibt es?

Aus einer stressverursachten Daueranspannung können aber nicht nur physische Probleme resultieren wie chronische Schmerzen, sondern auch psychische Symptome. Hält psychischer Stress über einen längeren Zeitraum an, kann das zu ernsthaften Erkrankungen wie Depression, Burn-out oder Angstzuständen führen. Im schlimmsten Fall kann auf Dauer zum Beispiel aus einem Gefühl von Stress ein Burn-out werden, infolgedessen die Mitarbeiter meist professionelle Hilfe benötigen und für eine längere Zeit ausfallen.

Die häufigsten psychischen Symptome sind:

  • Nervosität, Unruhe
  • Schlafstörungen, Alpträume
  • Überempfindlichkeit
  • Gefühle von Hilflosigkeit und Überforderung
  • Pessimismus
  • Niedergeschlagenheit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Vergesslichkeit
  • Mühe, sich Neuem zu stellen
  • Depression
  • Angst und Angststörungen
  • Burn-out

In unserem Beitrag Symptome psychischer Belastung gehen wir noch einmal näher auf die einzelnen Symptome ein und wie sich psychischer Stress bemerkbar macht.

Welche Gesetze gibt es zu psychischer Belastung am Arbeitsplatz?

Werden psychische Belastungen am Arbeitsplatz nicht vermieden, kann das also fatale Folgen für die Gesundheit deiner Beschäftigten haben. Daher nimmt sich auch der Gesetzgeber seit einigen Jahren dem Thema an. Mit verschiedenen Gesetzen und Verordnungen setzt er in erster Linie darauf, Risiken frühzeitig zu erkennen, zu messen und mit geeigneten Maßnahmen vorzubeugen.

Mit dem 1996 eingeführten Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) möchte man zum Beispiel die Arbeitssicherheit und Gesundheit deiner Mitarbeiter am Arbeitsplatz gewährleisten. Das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) schreibt dir vor, Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit zu bestellen, die dich bei der Unfallverhütung und der Arbeitsmedizin unterstützen sollen. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) benennt in ihren Vorschriften außerdem nicht nur Schutzziele für Unternehmen, sondern klärt in einem umfassenden Regelwerk Einzelheiten zu den Pflichten von Arbeitgebern.

In weiteren Vorschriften wie der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) oder Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV) werden zudem Mindeststandards für das menschengerechte Einrichten und Betreiben von Arbeitsplätzen festgesetzt. Der Gesetzgeber misst also Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz eine hohe Bedeutung bei und sieht dich als Arbeitgeber in der Verantwortung, diese umzusetzen. Als Arbeitgeber haftest du also für die Sicherheit und Gesundheit deiner Mitarbeiter am Arbeitsplatz.

Psychische Belastungen müssen in die Gefährdungsbeurteilung seit 2013 mit aufgenommen werden. © Shutterstock, fizkes
Seit Ende 2013 fordert das Arbeitsschutzgesetz explizit die Berücksichtigung der psychischen Belastung in der Gefährdungsbeurteilung. © Shutterstock, fizkes

Wie können Arbeitgeber psychische Belastungen am Arbeitsplatz vermeiden?

Zur Erfüllung deiner gesetzlichen Pflicht ist in erster Linie die Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen entscheidend. Seit dem Arbeitsschutzgesetz von 1996 ist diese für jedes Unternehmen gesetzlich verpflichtend, wie du in unserem Artikel Arbeitsschutz und das Arbeitsschutzgesetz in Deutschland nachlesen kannst. Psychische Belastungen als Gesundheitsgefährdungen werden allerdings erst seit 2013 in die Gefährdungsbeurteilung mit aufgenommen. Dennoch müssen auch diese inzwischen erfasst werden.

In einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen werden alle Risiken gesammelt und gemessen, die zu psychischem Stress bei deinen Mitarbeitern führen können. Anschließend werden aus den Ergebnissen geeignete Maßnahmen abgeleitet und je nach Grad der Priorisierung schrittweise umgesetzt. Im Anschluss gilt es die getroffenen Maßnahmen erneut auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und die Gefährdungsbeurteilung kontinuierlich fortzuschreiben. Der Gesetzgeber verlangt die regelmäßige Wiederholung der Gefährdungsbeurteilung, insbesondere, wenn sich die Arbeitsbedingungen ändern. Du stehst außerdem in der Pflicht, den ganzen Prozess der Gefährdungsbeurteilung schriftlich zu dokumentieren und bei einer Betriebsprüfung vorzulegen.

Wie erstellt man eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen?

Bei potenziellen Gefährdungen kann es sich um biologische, physikalische oder chemische Risiken handeln, ebenso wie die Nutzung von Arbeitsmitteln oder mangelnde Qualifikation. Das Arbeitsschutzgesetz schreibt daher vor, dass eine Gefährdungsbeurteilung für jede Arbeitsstätte und jeden Arbeitsbereich einzeln erstellt werden muss. Um eine rechtskonforme Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen durchzuführen, folgt man am besten diesen sieben Schritten. Folgende Vorgehensweise hat sich bewährt:

  1. Ermittlung von Tätigkeiten und Bereichen
    Als Erstes wird eine Bestandsaufnahme der Risikofaktoren aller Arbeits- und Tätigkeitsbereiche durchgeführt.
  2. Erhebung der konkreten Belastungen
    Im Folgenden werden die konkreten psychischen Gefährdungen erhoben und gesammelt.
  3. Auswertung und Beurteilung
    Anschließend gilt es die erhobenen Daten auszuwerten und zu beurteilen.
  4. Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen
    Im nächsten Schritt entwickelst du Maßnahmen, um die psychischen Belastungen zu vermeiden.
  5. Kontrolle der Wirksamkeit der Maßnahmen
    Daraufhin sind die getroffenen Maßnahmen auf deren Wirksamkeit hin zu überprüfen.
  6. Kontinuität und Fortführung
    Es ist erforderlich, die durchgeführte Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen regelmäßig zu wiederholen.
  7. Dokumentation
    Der gesamte Beurteilungsprozess muss schriftlich dokumentiert werden und nachvollziehbar sein.

Erklärungen zu den einzelnen Punkten des 7-Schritte-Plans findest du in unserem Beitrag Vermeiden von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz. Im Artikel In 7 Schritten zum sicheren Unternehmen kannst du dich außerdem über die allgemeine Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung informieren. Unterstützung bei der Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung bekommst du auch von deiner Fachkraft für Arbeitssicherheit sowie deinem Betriebsarzt. Sie stehen dir bei allen Fragen des Arbeitsschutzes, Gesundheitsschutzes und der Unfallverhütung zur Seite.

Eine statistische Auswertung hilft dir dabei, geeignete Maßnahmen gegen psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu treffen. © Shutterstock, Rawpixel.com
Mittels Mitarbeiterfragebogen kannst du psychische Belastungen am Arbeitsplatz messen. © Shutterstock, Rawpixel.com

Wie können psychische Belastungen am Arbeitsplatz erfasst werden?

Am einfachsten ist es in der Praxis die psychischen Belastungen mithilfe eines Mitarbeiterfragebogens zu erfassen. Durch gezielte Fragen kannst du so umfangreiche Daten sammeln und diese statistisch auswerten. Damit gehst du sicher, dass du Belastungsfaktoren flächendeckend analysierst und geeignete Maßnahmen ableiten kannst. Da ein Fragebogen jedoch nur den subjektiven psychischen Stress erfassen kann, kann eine Begehung der verschiedenen Arbeitsplatztypen in regelmäßigen Abständen sinnvoll sein.

Was können Arbeitgeber gegen psychische Belastungen am Arbeitsplatz tun?

  1. Kommunikation ist das A und O: Sorge für eine positive Unternehmenskultur mit offenen Feedbackgesprächen und Raum für sozialen Austausch.
  2. Tausche dich mit dem Betriebsarzt und der Fachkraft für Arbeitssicherheit aus: Als Schnittstelle zwischen dir und deinen Mitarbeitern kennen sie Problematiken und Sorgen deiner Beschäftigten aus erster Hand.
  3. Sorge für eine gesunde Arbeitsumgebung: Für die Motivation deiner Mitarbeiter ist eine menschengerechte Gestaltung der Arbeitsbedingungen enorm wichtig.
  4. Warnzeichen nicht ignorieren: Nimm erste Symptome psychischer Belastungen ernst und suche gemeinsam mit deinen Angestellten nach Lösungen.
  5. Arbeits- und Freizeit klar trennen: Stärke die Selbstorganisation deiner Beschäftigten und halte abgesprochene Arbeitsstrukturen ein.

Genauer gehen wir auf diese Punkte in unserem Beitrag So wirkst du psychischen Belastungen am Arbeitsplatz entgegen ein. Das Homeoffice hingegen hält noch einmal andere Herausforderungen für psychischen Stress am Arbeitsplatz bereit. Hier ist es besonders wichtig, die Arbeitnehmer zu Eigenverantwortlichkeit in Hinblick auf Gesundheitsschutz zu motivieren und ein positives Vorbild zu sein. Im Homeoffice sollten du und deine Beschäftigten auf Folgendes achten:

  1. Arbeits- und Freizeit klar trennen: Die Arbeits- und Freizeit verschwimmt gerade im Homeoffice bei vielen sehr stark. Achte daher auf geregelte Arbeitsstrukturen.
  2. Einen guten Arbeitsplatz zu Hause schaffen: Ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz beugt Gesundheitsrisiken vor und sorgt für Wohlbefinden bei der Arbeit.
  3. Austausch mit den Kollegen: Gerade im Homeoffice bleibt der soziale Austausch häufig auf der Strecke. Plane daher genügend Zeit für informelle Gespräche ein.
  4. Bewegung, Bewegung, Bewegung! Motiviere deine Mitarbeiter dazu, sich auch im Homeoffice regelmäßig zu bewegen und gehe mit gutem Beispiel voran.
  5. Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung sorgt für Energie und Leistungsfähigkeit. Pausenzeiten sollten daher stets eingehalten und bewusst wahrgenommen werden.

Im Beitrag So wirkt sich das Homeoffice auf den Arbeitsalltag aus erläutern wir dir detaillierter, wie du die psychische Gesundheit deiner Mitarbeiter im Homeoffice stärken kannst.

Wie gelingt erfolgreicher Arbeits- und Gesundheitsschutz?

Heute haben wir gelernt, dass es einige Gesetze und Richtlinien zur Vermeidung von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz gibt, denen du als Arbeitgeber nachkommen solltest. Sorgst du nämlich nicht für geeigneten betrieblichen Gesundheitsschutz, drohen dir bei einer Prüfung durch die Berufsgenossenschaft hohe Geldbußen.

Wenn Risiken frühzeitig erkannt und behoben werden, kannst du außerdem hohe Kosten durch weniger krankheitsbedingte Ausfälle sparen. In der heutigen modernen Arbeitswelt mit steigendem Konkurrenzdruck auf dem internationalen Markt ist betrieblicher Gesundheitsschutz außerdem ein echter Wettbewerbsvorteil.

Mitarbeiter schätzen die Fürsorge ihrer Arbeitgeber und honorieren diese mit erhöhter Motivation und Leistungsbereitschaft. Das wirkt sich langfristig auch positiv auf das Image deines Unternehmens aus.

Mit unserer Software zur Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung legst du jetzt den Grundstein für eine erfolgreiche sowie rechtssichere Zukunft deines Unternehmens! Als kompetenter Partner an deiner Seite unterstützen wir dich und deine Mitarbeiter außerdem in allen Fragen des Arbeitsschutzes, der Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin. Gerne helfen wir dir bei deinen arbeitsmedizinischen und arbeitssicherheitstechnischen Anliegen weiter, sodass du keine rechtlichen Konsequenzen mehr fürchten musst.

Beitragsbild: © Shutterstock, SewCream

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